Muotathaler Dialekt | Schriftsprache | Erläuterung | Foto | Audio |
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Schrift | Schrift | d Schriftä schriftli Gschrift | ||
aareisä | anhetzen | muäss dr der Hund aareisä? schriftdeutsch anreisen (ankommen) > Aareisig | ||
Absatz | Schuhabsatz, Geländeabsatz, Absatz in einer Schrift | |||
Ankä | Anken | uraltes süddeutsches Wort für Butter Grimm: Anken Ankengasse in der Stadt Zürich/Niederdorf) ahd anko leider bisher trotz Duden (Anken) nicht schriftwürdig geworden | ||
beitä | warten | altes Wort mhd beite (zögern) bei uns noch im Gebrauch, im Schriftdeutschen ausgestorben | ||
Buutig | Werkstatt eines Handwerkers | schriftdt: Budike | ||
Ch | Das CH am Anfang eines Wortes statt K ist nicht nur unser Landeskürzel, sondern auch das auffälligste Merkmal unseres Schweizerdeutschen - eine Halskrankheit? Es muss sehr früh aufgekommen sein, denn schon um 800 findet sich das Wort chuo für Kuh in einer Handschrift des Klosters St.Gallen (sog. Milchsegen). Im mhd ist bereits alles mit K- geschrieben. Das CH ist also ein Rest vom Althochdeutschen, der sich sehr hartnäckig bis in unsere Zeit erhalten hat und wohl noch lange sich erhalten wird. - Im Anlaut schwach (ch), nach Vokal stark (chch, nicht eigens bezeichnet)Es ist allerdings manchmal schwierig, den Unterschied zu k in jedem Fall eindeutig festzustellen: hier Fehlendes suche man also bei K. | |||
fäärä | letztes Jahr | mhd verre, verne (schriftdeutsch: ferne Länder, ferne Zeiten) fären zwei Gämschi geschossen | ||
Fakäl | amtliches Schriftstück(-ul) | |||
Fiirscht | First | ahd first mhd virst Hausrücken, Dachfirst, davon auch Bergrücken schriftd. der First, schw.deutsch die First | ||
g | ge- | Die Vorsilbe in der Vergangenheit der Tätigkeitswörter (Part. Perfekt) (z. B. gelesen, gegessen) heisst im Schweizerdeutschen (wie auch in Bayern) nur g- (gläsä, ggässä) Es könnte also genügen, die Tätigkeitswörter nur in der Gegenwartsform zu verzeichnen, ich verzeichne aber die Vergangenheitsform doch in jenen Fällen, wo sie verschieden ist vom Schriftdeutschen. Ferner setzen wir oft den Tätigkeitswörter nach mögen (mögä) ein g voran: mögä ggässä, mögä gliggä, mögä gfaarä .. Weiter gilt dies auch von der Vorsilbe Ge- (Gemeinde Gmeind, Geschrei Gschrei) | ||
Gipfel | Backform, schriftdeutsch Kipfel, Kipferl | Gipfäl > Nussgipful | ||
glii | sogleich, bald | chumm glii einisch! glii drübärappä gaarglii gliinär zfridä, am gliindschtä dr Gliinär isch dr Gleitigär (gegen bald), obwohl im Schriftdeutschen die Entsprechung: ich komme gleich! | ||
Hoochtüütsch | hochdeutsch, schriftdeutsch | i cha dä värdammt sauft hoochtüütsch plodärä! | ||
Jüngling | Lediger | (früher Anschrift auf Todesanzeigen und Gräbern) | ||
nämälä | Wäsche beschriften | |||
Pf.. | .. die meisten Pf.. sind aus P .. entstanden, sowohl in Schriftdeutsch wie in Mundart,einige auch als blosse Verstärkung von F,siehe folgende: | |||
Rollä | Rolle | lat rotula frz rôle mhd rolle, rulle 1) Papierrolle (beschriftet), von dorther Rolle im Theater, im Leben,von hier aus: Buäbärollä, Meitli-rollä 2) Rolle (Holz, Eisen) für Mühle, Haushalt, Teigrolle, Rollwagen, Rollentabak Airollo TI: äs hed einä müässä uf Eirollä iiruckä,da hed är gseid: im siigs haargliich uf ei Rollä ader uf zwee Rollä! 3) Runde Schelle | ||
Rumpf | Knitterfalte, Runzel | Rümpf, Rümpfli Rümpf a dä Schtrümpf z Rumpf schlaa: in Rümpfe pressen z Rumpf ghiijä: alt werden amänä Rumpf: erschöpft schriftdeutsch: Rumpf (Leib ohne Kopf), Stumpf mhd rumph | ||
schriibä | schreiben | mhd schrîben 1288 gschribä geschrieben, Gschribnigs Schriftliches aa- ab- hei- ii- nachä- uuf- uus- voor- zämä- | ||
Übärschall | mhd überschall (Überfreude, -mut) 1480 Glockeninschrift: O Maria hab in Huot was ich überschall (soweit der Schall reicht) neu: Überschall | |||
übärschtellä | überstellen, überbesetzen mit etwas | äs isch alls übärschtellt! neu: umwerfen, schriftdeutsch: polizeilich übergeben | ||
Uuszuug | Auszug | a) Auszug aus der Kirche b) im Militär: Landsturm 16-40 Jahre > Landweer c) schriftlich: Kurzfassung von einem längeren Bericht | ||
värkoo | verkommen | 1) alt: ein Abkommen machen vgl Stanser Verkommnis 1481 (Abkommen, Übereinkunft) 2) entgegenkommen, begegnen: ä chönntisch dä nu am Lanteger värkoo! äs isch mär niämär värkoo 1393 um disen Gebresten zu verkommen 1429 da bekam im einer (da begegnete ihm einer) Dr Pfarr hätti hööch uufä söllä einä gu värsee und hed halb obä nümmä mögä,dä hed är gseid: jä daa, wänn är schtiirbt und obsi chund, dä isch äs ja guät,und wän är nidsi muäss, dä värkund är mr ja! 3) gedeihen: äs isch alls schöön värkoo! äs isch gaar nüüd värkoo! 4) schriftdt: verkommen = verderben (ein verkommener Mensch)! | ||
värsee | versehen | mit den letzten Tröstungen si hend ä värsee heb di värsee! (sei gefasst) i bi mi gaar nüd värsee gsii vgl. schriftdeutsch übersehen, ein Versehen | ||
värsetzä | versetzen | an einen anderen Ort setzen (Marchstein, Bäume) schriftdeutsch: verpfänden, Angestellte versetzen | ||
Vee | Vieh, Viech | mhd vihe, vehe (Vieh und Veh stritten sich lange um die Vorherrschaft, jetzt Vieh schriftdeutsch, Veh schweizerdeutsch) 1421 Veeweg 1503 vech summern Veehändlär, Veemäärcht, Vee-Uuflaag, Veeschtand, Veedokter (Vieh-Arzt) Gotthelf Die Käserei in der Vehfreud |
Dialekt: | Schrift |
Deutsch: | Schrift |
d Schriftä schriftli Gschrift | |
Dialekt: | aareisä |
Deutsch: | anhetzen |
muäss dr der Hund aareisä? schriftdeutsch anreisen (ankommen) > Aareisig | |
Dialekt: | Absatz |
Deutsch: | |
Schuhabsatz, Geländeabsatz, Absatz in einer Schrift | |
Dialekt: | Ankä |
Deutsch: | Anken |
uraltes süddeutsches Wort für Butter Grimm: Anken Ankengasse in der Stadt Zürich/Niederdorf) ahd anko leider bisher trotz Duden (Anken) nicht schriftwürdig geworden | |
Dialekt: | beitä |
Deutsch: | warten |
altes Wort mhd beite (zögern) bei uns noch im Gebrauch, im Schriftdeutschen ausgestorben | |
Dialekt: | Buutig |
Deutsch: | Werkstatt eines Handwerkers |
schriftdt: Budike | |
Dialekt: | Ch |
Deutsch: | |
Das CH am Anfang eines Wortes statt K ist nicht nur unser Landeskürzel, sondern auch das auffälligste Merkmal unseres Schweizerdeutschen - eine Halskrankheit? Es muss sehr früh aufgekommen sein, denn schon um 800 findet sich das Wort chuo für Kuh in einer Handschrift des Klosters St.Gallen (sog. Milchsegen). Im mhd ist bereits alles mit K- geschrieben. Das CH ist also ein Rest vom Althochdeutschen, der sich sehr hartnäckig bis in unsere Zeit erhalten hat und wohl noch lange sich erhalten wird. - Im Anlaut schwach (ch), nach Vokal stark (chch, nicht eigens bezeichnet)Es ist allerdings manchmal schwierig, den Unterschied zu k in jedem Fall eindeutig festzustellen: hier Fehlendes suche man also bei K. | |
Dialekt: | fäärä |
Deutsch: | letztes Jahr |
mhd verre, verne (schriftdeutsch: ferne Länder, ferne Zeiten) fären zwei Gämschi geschossen | |
Dialekt: | Fakäl |
Deutsch: | amtliches Schriftstück(-ul) |
Dialekt: | Fiirscht |
Deutsch: | First |
ahd first mhd virst Hausrücken, Dachfirst, davon auch Bergrücken schriftd. der First, schw.deutsch die First | |
Dialekt: | g |
Deutsch: | ge- |
Die Vorsilbe in der Vergangenheit der Tätigkeitswörter (Part. Perfekt) (z. B. gelesen, gegessen) heisst im Schweizerdeutschen (wie auch in Bayern) nur g- (gläsä, ggässä) Es könnte also genügen, die Tätigkeitswörter nur in der Gegenwartsform zu verzeichnen, ich verzeichne aber die Vergangenheitsform doch in jenen Fällen, wo sie verschieden ist vom Schriftdeutschen. Ferner setzen wir oft den Tätigkeitswörter nach mögen (mögä) ein g voran: mögä ggässä, mögä gliggä, mögä gfaarä .. Weiter gilt dies auch von der Vorsilbe Ge- (Gemeinde Gmeind, Geschrei Gschrei) | |
Dialekt: | Gipfel |
Deutsch: | Backform, schriftdeutsch Kipfel, Kipferl |
Gipfäl > Nussgipful | |
Dialekt: | glii |
Deutsch: | sogleich, bald |
chumm glii einisch! glii drübärappä gaarglii gliinär zfridä, am gliindschtä dr Gliinär isch dr Gleitigär (gegen bald), obwohl im Schriftdeutschen die Entsprechung: ich komme gleich! | |
Dialekt: | Hoochtüütsch |
Deutsch: | hochdeutsch, schriftdeutsch |
i cha dä värdammt sauft hoochtüütsch plodärä! | |
Dialekt: | Jüngling |
Deutsch: | Lediger |
(früher Anschrift auf Todesanzeigen und Gräbern) | |
Dialekt: | nämälä |
Deutsch: | |
Wäsche beschriften | |
Dialekt: | Pf.. |
Deutsch: | |
.. die meisten Pf.. sind aus P .. entstanden, sowohl in Schriftdeutsch wie in Mundart,einige auch als blosse Verstärkung von F,siehe folgende: | |
Dialekt: | Rollä |
Deutsch: | Rolle |
lat rotula frz rôle mhd rolle, rulle 1) Papierrolle (beschriftet), von dorther Rolle im Theater, im Leben,von hier aus: Buäbärollä, Meitli-rollä 2) Rolle (Holz, Eisen) für Mühle, Haushalt, Teigrolle, Rollwagen, Rollentabak Airollo TI: äs hed einä müässä uf Eirollä iiruckä,da hed är gseid: im siigs haargliich uf ei Rollä ader uf zwee Rollä! 3) Runde Schelle | |
Dialekt: | Rumpf |
Deutsch: | Knitterfalte, Runzel |
Rümpf, Rümpfli Rümpf a dä Schtrümpf z Rumpf schlaa: in Rümpfe pressen z Rumpf ghiijä: alt werden amänä Rumpf: erschöpft schriftdeutsch: Rumpf (Leib ohne Kopf), Stumpf mhd rumph | |
Dialekt: | schriibä |
Deutsch: | schreiben |
mhd schrîben 1288 gschribä geschrieben, Gschribnigs Schriftliches aa- ab- hei- ii- nachä- uuf- uus- voor- zämä- | |
Dialekt: | Übärschall |
Deutsch: | |
mhd überschall (Überfreude, -mut) 1480 Glockeninschrift: O Maria hab in Huot was ich überschall (soweit der Schall reicht) neu: Überschall | |
Dialekt: | übärschtellä |
Deutsch: | überstellen, überbesetzen mit etwas |
äs isch alls übärschtellt! neu: umwerfen, schriftdeutsch: polizeilich übergeben | |
Dialekt: | Uuszuug |
Deutsch: | Auszug |
a) Auszug aus der Kirche b) im Militär: Landsturm 16-40 Jahre > Landweer c) schriftlich: Kurzfassung von einem längeren Bericht | |
Dialekt: | värkoo |
Deutsch: | verkommen |
1) alt: ein Abkommen machen vgl Stanser Verkommnis 1481 (Abkommen, Übereinkunft) 2) entgegenkommen, begegnen: ä chönntisch dä nu am Lanteger värkoo! äs isch mär niämär värkoo 1393 um disen Gebresten zu verkommen 1429 da bekam im einer (da begegnete ihm einer) Dr Pfarr hätti hööch uufä söllä einä gu värsee und hed halb obä nümmä mögä,dä hed är gseid: jä daa, wänn är schtiirbt und obsi chund, dä isch äs ja guät,und wän är nidsi muäss, dä värkund är mr ja! 3) gedeihen: äs isch alls schöön värkoo! äs isch gaar nüüd värkoo! 4) schriftdt: verkommen = verderben (ein verkommener Mensch)! | |
Dialekt: | värsee |
Deutsch: | versehen |
mit den letzten Tröstungen si hend ä värsee heb di värsee! (sei gefasst) i bi mi gaar nüd värsee gsii vgl. schriftdeutsch übersehen, ein Versehen | |
Dialekt: | värsetzä |
Deutsch: | versetzen |
an einen anderen Ort setzen (Marchstein, Bäume) schriftdeutsch: verpfänden, Angestellte versetzen | |
Dialekt: | Vee |
Deutsch: | Vieh, Viech |
mhd vihe, vehe (Vieh und Veh stritten sich lange um die Vorherrschaft, jetzt Vieh schriftdeutsch, Veh schweizerdeutsch) 1421 Veeweg 1503 vech summern Veehändlär, Veemäärcht, Vee-Uuflaag, Veeschtand, Veedokter (Vieh-Arzt) Gotthelf Die Käserei in der Vehfreud | |